Neue NZWL-Anleihe 2022/2027: Langjähriges Vertrauensverhältnis zu Investoren – Interview mit CEO Dr. Bartsch

06.12.22 09:00
Bad Marienberg (www.anleihencheck.de) – Die NZWL-Gruppe ist ein international tätiger Produzent von Motor- und Getriebeteilen (Zahnräder, Synchronisierungen, Wellen), Getriebebaugruppen und komplett montierten Getrieben für die Automobilindustrie. Die NZWL-Gruppe hat mehr als 110 Jahre Erfahrung im Getriebebau.

Die Geschäftsführung der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH hat am 31. Oktober 2022 beschlossen, eine neue Anleihe (ISIN DE000A30VUP4 / WKN A30VUP) im Volumen von bis zu 15 Mio. Euro zu begeben, die über die Laufzeit von fünf Jahren mit 7,75% p.a. verzinst ist. Das Angebot für die neue Anleihe 2022/2027 besteht aus einem öffentlichen Umtauschangebot, einem öffentlichen Angebot und einer Privatplatzierung. Im Rahmen des öffentlichen Umtauschangebots können die Inhaber der 7,25% Anleihe 2017/2023 (ISIN DE000A2GSNF5 / WKN A2GSNF) ihre Schuldverschreibungen 2017/2023 im Verhältnis 1 zu 1 in die angebotenen neuen Schuldverschreibungen 2022/2027 tauschen. Zudem erhalten sie je umgetauschter Schuldverschreibung 2017/2023 einen Zusatzbetrag in Höhe von 15,00 Euro und die aufgelaufenen Stückzinsen. Das öffentliche Umtauschangebot endete am 5. Dezember 2022. Das öffentliche Angebot zur Neuzeichnung in Deutschland und Luxemburg läuft noch bis zum 9. Dezember 2022.

anleihencheck.de führte das folgende Interview mit Herrn Dr. Hubertus Bartsch, Geschäftsführer der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH.

anleihencheck.de: Das Thema Rezession ist in aller Munde. Wie stark bekommt die NZWL-Gruppe den konjunkturellen Gegenwind zu spüren?

„Wir werden unsere Prognose für das Gesamtjahr 2022 erfüllen“

Dr. Bartsch: Das Umfeld könnte kaum herausfordernder sein – nicht nur wegen der Konjunktur. Trotzdem ist es uns im 1. Halbjahr 2022 gelungen, unseren Wachstumskurs fortzusetzen. So konnten wir den Konzernumsatz leicht steigern und weiterhin profitabel wirtschaften. Genauso erfreulich ist es, dass wir unsere Prognose für das Gesamtjahr 2022 erfüllen werden. Das bedeutet, dass wir ein Umsatzwachstum von 5% bis 10% sowie einen Jahresüberschuss auf dem Niveau des Vorjahres erzielen werden, ohne Berücksichtigung von Währungseffekten.

anleihencheck.de: Die NZWL konnte im ersten Halbjahr 2022 den Konzernumsatz steigern, doch das EBITDA und der Halbjahresgewinn lagen aufgrund gestiegener Materialpreise und der herausfordernden Entwicklung im chinesischen Markt unterhalb des Vorjahresniveaus. Sind hier auf absehbare Zeit angesichts der pessimistischen Aussichten für die Konjunktur überhaupt Verbesserungen möglich?

Dr. Bartsch: Ja, absolut. Das hat sich bereits im 3. Quartal gezeigt, das sich – wie das bisherige 4. Quartal, das traditionell stärkste in unserem China-Geschäft – plangemäß entwickelt hat. Grund hierfür waren die Erholung des chinesischen Marktes seit Juni, unsere guten Auftragsbestände und die Kunden-Abrufe, die in Summe dazu geführt haben, dass wir im 2. Halbjahr die erwarteten Nachholeffekte bei Umsatz und Ergebnis erfolgreich realisieren können.

„Wir haben keine Geschäftsbeziehungen in der Ukraine oder Russland“


anleihencheck.de: Wie groß sind die negativen Auswirkungen der Lockdowns in China und des Ukraine-Krieges auf das Geschäft von NZWL?

Dr. Bartsch: Die Lockdowns in China haben sich wirtschaftlich vor allem im 1. Halbjahr 2022 bei uns bemerkbar gemacht, da lokale Kunden-Produktionen deutlich reduziert werden mussten. Es ist uns jedoch gelungen, diesen Effekt in China zumindest teilweise durch unseren zweiten Großkunden neben Volkswagen, den chinesischen Automobilhersteller Great Wall, auszugleichen.

Was den Ukraine-Krieg betrifft, ist es grundsätzlich wichtig zu wissen, dass wir keine Geschäftsbeziehungen in der Ukraine oder Russland haben. Allerdings spüren natürlich auch wir die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen dieses Konflikts. Neben den Energiepreisen und der Energieversorgung sind hier sicherlich vor allem auch die Materialpreise zu nennen. Die Materialpreissteigerungen in Europa konnten wir jedoch im Rahmen der Lieferkette in Abstimmung mit den Kunden erfolgreich weitergeben.

anleihencheck.de: Die Themen Energiesicherheit und -kosten spielen aktuell eine große Rolle – sicherlich auf Ihr Unternehmen. Wie geht Ihr Unternehmen mit diesem Problem um?

Dr. Bartsch: Das sind ohne Frage große Herausforderungen. Aktuell gelingt es uns gut, diese zu meistern. Bei den Energiepreisen in Europa profitieren wir davon, dass wir mit Energieversorgern bereits Lieferverträge für 2022 und 2023 abgeschlossen hatten bzw. haben.

anleihencheck.de: Elektromobilität, Digitalisierung und Automatisierung verändern die Autoindustrie. Sehen Sie diesen Wandel eher als eine Chance oder als eine Gefahr für die Zulieferer und speziell für Ihr Unternehmen?

Dr. Bartsch: Dieser Wandel stellt aus unserer Sicht ganz klar eine Chance dar – vor allem für Unternehmen wie uns, die sich bereits frühzeitig damit auseinandergesetzt und entsprechend positioniert haben. Ein paar Beispiele: Bereits seit 2012 beliefern wir einen namhaften OEM im Segment Elektroantriebsmodule für Zweiräder. Seit 2017 produzieren wir für Porsche Räder und Wellen für den Elektroantriebsstrang im Sportwagenpremiumsegment. Seit 2019/2020 sind wir mit Adapterwellen in die Großserienlieferung für Porsche und Audi auf deren „Premium Platform Electric“ (PPE)-Plattform eingebunden, auf der zukünftig sämtliche Elektrofahrzeuge der Mittel- bis Oberklasse beider OEMs basieren werden. Seit 2020/2021 beliefern wir Lamborghini mit den ersten Versuchsteilen für den Elektroantriebsstrang und Anfang 2021 erhielten wir von VW einen Neuauftrag zur Belieferung einer Adapterwelle für die MEB-Plattform. Bei Lamborghini und VW soll der Produktionsstart 2023 erfolgen.

„Wir haben mit den bisherigen sieben Anleihen ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht“


anleihencheck.de: Warum haben Sie sich erneut für den Weg der Fremdkapitalfinanzierung über die Börse entschieden?

Dr. Bartsch: Die Entscheidung für die erneute Begebung einer börsennotierten Anleihe lag für uns einfach auf der Hand. Schließlich haben wir mit den bisherigen sieben Anleihen ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht – und ich denke unsere Investoren auch. Dieses Finanzierungsinstrument hat sich seit 2014 erfolgreich bewährt und uns bei der Umsetzung unserer Wachstumsstrategie entscheidend vorangebracht. Gleichzeitig ist zu unseren Investoren ein langjähriges Vertrauensverhältnis entstanden, das beide Seiten sehr zu schätzen wissen, vor allem in Anbetracht der aktuell sehr vielfältigen Herausforderungen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, bestehenden wie auch neuen Anlegern eine neue Anleihe zu attraktiven Konditionen anzubieten.

„Mit dem Emissionserlös wollen wir unsere Finanzkraft für Investitionen in Wachstum sowie in neue Produkte bei Hybrid- und alternativen Antrieben und in Produkte der E-Mobilität stärken“


anleihencheck.de: Wie wollen Sie den Emissionserlös konkret verwenden?

Dr. Bartsch: Im Fokus steht erneut die Finanzierung unseres weiteren Wachstums. Denn mit dem Emissionserlös aus dem öffentlichen Angebot und der Privatplatzierung wollen wir unsere Finanzkraft für Investitionen in Wachstum sowie in neue Produkte bei Hybrid- und alternativen Antrieben und in Produkte der E-Mobilität stärken.

anleihencheck.de: Die Angst vor einer Insolvenzwelle geht auch in Deutschland um. Welche Sicherheit für Anleger bietet NZWL als Anleiheemittent?

Dr. Bartsch: Die Anleihebedingungen beinhalten als besondere Schutzrechte für die Investoren vor allem eine Ausschüttungsbeschränkung, eine Verschuldungsbegrenzung, eine Veräußerungsbegrenzung für Vermögensgegenstände, eine Negativverpflichtung, eine Transparenzverpflichtung sowie eine Positivverpflichtung. Zudem besteht für die Anleger ein Sonderkündigungsrecht bei einem Kontrollwechsel und Drittverzug. Den größten Schutz bieten aber ohne Frage unsere – auch in diesem Umfeld – sehr solide operative Entwicklung und die entsprechend transparente Berichterstattung dazu.

„Unsere Investoren setzen auf einen der führenden Produzenten von Synchronisierungen für Direktschaltgetriebe und einen Alleinlieferanten bei ca. 90% seiner Aufträge“


anleihencheck.de: Die jährliche feste Verzinsung der neuen Anleihe erscheint mit 7,75% auf dem ersten Blick recht attraktiv. Im aktuellen inflationären Umfeld ist damit aber real leider kein Geld zu verdienen. Warum ist die neue NZWL-Anleihe 2022/27 Ihrer Meinung nach dennoch ein attraktives Investment für Anleger?

Dr. Bartsch: Aus unserer Sicht ist der Zinssatz auch auf den zweiten Blick sehr attraktiv, zumal wir davon ausgehen, dass sich das inflationäre Umfeld wieder entspannen wird. Wer in unsere Anleihe investiert, setzt auf einen der führenden Produzenten von Synchronisierungen für Direktschaltgetriebe und einen Alleinlieferanten bei ca. 90% seiner Aufträge. Darüber hinaus verfügen wir am Kapitalmarkt über einen tadellosen Track-Record. Seit 2014 haben wir uns als sehr zuverlässig und transparent erwiesen. Sämtliche Zinszahlungen und Tilgungen erfolgten pünktlich und vollumfänglich. Darauf können sich unsere Anleger selbstverständlich auch in Zukunft verlassen.

anleihencheck.de: Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Bartsch. (06.12.2022/alc/a/a)