Die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH begibt eine neue 9,875 % Anleihe 2025/2030 (ISIN: DE000A4DFSF4).
Im Interview spricht Dr. Hubertus Bartsch, Geschäftsführer, über die Emission der neuen Anleihe sowie über aktuelle Herausforderungen und Trends in der Automobilindustrie.
Interessierte Anleger können ihre Kaufanträge für das neue Wertpapier bis zum 14. Oktober 2025 (12 Uhr) über eine Online-Zeichnungsstrecke des Unternehmens unter www.nzwl.de/ir abgeben.
Bis zum 13. Oktober 2025 (18 Uhr) findet ein öffentliches Umtauschangebot statt, das sich sowohl an die Inhaber der 6,5 % Schuldverschreibungen 2019/2025 (ISIN: DE000A255DF3) als auch an die Inhaber der 6,0 % Schuldverschreibungen 2021/2026 (ISIN: DE000A3MP5K7) richtet.
Vom 29. September 2025 bis zum 17. Oktober 2025 (12 Uhr) erfolgt durch die Quirin Privatbank AG und M.M.Warburg & CO als Joint Bookrunners eine Privatplatzierung ausschließlich an qualifizierte Anleger in Deutschland und bestimmten anderen europäischen Ländern. Die Transaktion wird von der Lewisfield Deutschland GmbH als Financial Advisor begleitet.
NZWL ist bei ca. 90 % der Aufträge Alleinlieferant. Wie gelingt es einem mittelständischen Automobilzulieferer, sich in diesem intensiven Wettbewerbsumfeld dauerhaft so zu etablieren?
Dr. Bartsch: Entscheidend ist, dass wir unsere Zuverlässigkeit über Jahrzehnte hinweg bewiesen haben – sowohl technisch als auch organisatorisch. Wir arbeiten nicht als reiner Zulieferer, sondern sind frühzeitig in Entwicklungsprozesse eingebunden. Damit entsteht eine enge Verzahnung, die weit über die reine Teilefertigung hinausgeht. Wir verstehen die Anforderungen des Kunden im Detail und können unsere Prozesse so gestalten, dass sie exakt auf die geplanten Serien abgestimmt sind. Hinzu kommt unsere Stärke, die komplette Wertschöpfung aus einer Hand anzubieten – von der Schmiederohteilbearbeitung bis zur Montage. Dadurch reduzieren wir Schnittstellen, Abhängigkeiten und Risiken. Zudem setzen wir auf langfristige Beziehungen, die auf Transparenz und Verlässlichkeit beruhen. Unsere Kunden wissen, dass wir selbst unter schwierigen Marktbedingungen liefern. Es ist also diese Kombination aus technischer Kompetenz, großer Flexibilität und hoher Zuverlässigkeit, die uns bei vielen unserer Kunden zur ersten und auch zur einzigen Wahl macht.
NZWL ist stark in die Elektromobilität eingebunden, von BMW über Porsche bis Scania. Wie beurteilen Sie die Geschwindigkeit des Technologiewandels, und wie stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen Schritt hält?
Dr. Bartsch: Während in China der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge rasant wächst, zeigt sich in Europa ein differenzierteres Bild mit einem spürbaren Hochlauf, aber auch Phasen der Konsolidierung. Für uns als Zulieferer bedeutet dies, flexibel zu agieren und zugleich langfristig zu planen. Wir haben früh erkannt, dass wir uns in diesem Feld positionieren müssen. Bereits 2012 belieferten wir einen namhaften OEM im Segment Elektroantriebsmodule für Zweiräder, und seither haben wir unser Engagement kontinuierlich ausgebaut. Wichtig dabei ist, nicht nur bestehende Produkte an neue Antriebsarten anzupassen, sondern auch völlig neue kundenspezifische Lösungen zu entwickeln. Ein Beispiel ist unsere Einbindung in die Entwicklung und Belieferung für einen Elektroantrieb im Sportwagenpremiumsegment für den Porsche Taycan seit 2017. Solche Projekte sichern uns nicht nur technisches Wissen, sondern auch Marktanteile. Schritt halten bedeutet für uns außerdem, unsere Produktionsstandorte technologisch auf dem neuesten Stand zu halten, etwa durch Investitionen in vollautomatisierte Fertigungsanlagen. Kurz gesagt: Wir begegnen der Geschwindigkeit des Wandels mit einer Kombination aus vorausschauender Strategie, enger Kundenkooperation sowie konsequenten Investitionen in Technologie und Know-how.
Viele Experten diskutieren aktuell über die Zukunft von Verbrennungsmotoren. Wie stark bleibt dieser Bereich in Ihrer langfristigen Strategie relevant?
Dr. Bartsch: Der Verbrennungsmotor wird nicht verschwinden, auch wenn seine Bedeutung relativ abnimmt. Prognosen gehen davon aus, dass auch in Zukunft noch ein erheblicher Anteil der weltweit verkauften Fahrzeuge mit einem Verbrenner ausgestattet sein wird – oft in Kombination mit Hybridtechnologien. Für uns bedeutet dies, dass wir weiterhin eine stabile Nachfrage nach klassischen Getriebekomponenten sehen. Daher bleibt der Verbrenner auch in Zukunft ein fester Bestandteil unserer Strategie. Allerdings setzen wir bewusst auf eine Dreifach-Aufstellung: Verbrenner, Hybrid und Elektro. Durch diese Diversifikation sichern wir uns gegen Marktschwankungen ab und können flexibel auf den Markt reagieren. Unsere Rolle und unser Anspruch ist es, die Nachfrage über alle drei Antriebsarten hinweg mit höchster Qualität zu bedienen. Es geht also nicht um ein Entweder-oder, sondern vielmehr um ein intelligentes Sowohl-als-auch, um unsere Marktposition nachhaltig zu stärken.
Wie schätzen Sie die Rolle von Hybridantrieben ein, die oft als Übergangstechnologie gesehen werden?
Dr. Bartsch: Hybridantriebe sind aus unserer Sicht weit mehr als nur eine Brückentechnologie. Sie sind in vielen Märkten und Segmenten die aktuell praktikabelste Lösung, um CO₂-Emissionen zu reduzieren, ohne vollständig auf Ladeinfrastruktur angewiesen zu sein. Besonders im Übergang zu einer breiteren Elektromobilität spielen sie eine Schlüsselrolle, weil sie Reichweitenängste abbauen und gleichzeitig eine schrittweise Elektrifizierung ermöglichen. Für uns als Zulieferer sind Hybridantriebe deshalb ein attraktives Feld, da sie weiterhin komplexe Getriebekomponenten benötigen, aber zugleich auch neue Anforderungen an Integration und Effizienz stellen. Dementsprechend werden Hybridantriebe auch in Zukunft fester Bestandteil unserer erfolgreichen Diversifikationsstrategie bleiben.
Sie bieten derzeit eine neue Unternehmensanleihe zur Zeichnung an. Wie reagieren Investoren aktuell auf die Herausforderungen der Automobilindustrie?
Dr. Bartsch: Investoren sind sich der Herausforderungen in der Automobilindustrie natürlich sehr bewusst, sei es durch die Transformation zu alternativen Antrieben, geopolitische Risiken oder konjunkturelle Unsicherheiten. Gleichzeitig suchen sie nach Unternehmen, die trotz dieses Umfelds Stabilität und Wachstumspotenzial bieten. Mit unserer neuen Anleihe 2025/2030 wollen wir genau das erneut unter Beweis stellen. Wir verfügen über einen starken, tadellosen Track-Record seit unserem Anleihedebüt 2014 mit bereits zehn erfolgreichen Emissionen sowie stets fristgerechtem und vollständigem Kapitaldienst. Investoren schätzen unsere Diversifikation nach Regionen, Marken und Antriebsarten sowie unsere im Branchenvergleich gute EBIT-Marge und Eigenkapitalquote. Entsprechend positiv fällt die bisherige Resonanz auf unsere aktuelle Neuemission aus.
Der Kupon in Höhe von 9,875 % ist zwar erneut gestiegen, aber nach wie vor nicht zweistellig. Warum nicht?
Dr. Bartsch: Dass wir mit 9,875 % unterhalb der Marke von 10 % geblieben sind, hat mehrere Gründe. Zum einen zeigt es, dass wir dank unseres starken, tadellosen Track-Records einen guten Ruf am Kapitalmarkt genießen. Zum anderen honorieren Investoren unsere robuste Ertragslage, unsere im Branchenvergleich gute EBIT-Marge und unsere erfolgreiche Diversifikationsstrategie, die uns widerstandsfähig gegen Schwankungen macht. Vor diesem Hintergrund haben wir uns gemeinsam mit unseren Partnern Lewisfield Deutschland GmbH, Quirin Privatbank AG und M.M.Warburg & CO für einen Kupon in Höhe von 9,875 % entschieden. Der gewählte Zinssatz ist auch ein Ausdruck von Balance: Er ist aus unserer Sicht attraktiv genug, um dem herausfordernden Branchenumfeld Rechnung zu tragen, und signalisiert gleichzeitig, dass unsere Bonität und Kapitalmarkthistorie stark genug sind, um unterhalb der Zehn-Prozent-Marke zu bleiben. Genau diese Mischung aus Stabilität und attraktiver Rendite macht die Anleihe aus unserer Sicht interessant.
Neben dem Angebot zur Neuzeichnung gibt es auch wieder ein Umtauschangebot. Warum haben Sie sich erneut für dieses Konzept entschieden, und welche Argumente sprechen aus Ihrer Sicht dafür, dass Anleger entweder tauschen oder neu zeichnen sollten?
Dr. Bartsch: Mit dem Umtauschangebot möchten wir unseren bestehenden Investoren weiterhin Kontinuität und Verlässlichkeit bieten. Viele unserer Anleger begleiten uns bereits seit unserer ersten Emission im Jahr 2014 und haben miterlebt, wie wir auch in schwierigen Marktphasen zuverlässig unsere Verpflichtungen erfüllt haben. Ein Umtauschangebot schafft für diese Investoren einen nahtlosen Übergang, da sie ihre bestehende Anleihe unkompliziert in die neue überführen können und zusätzlich von einer attraktiven Prämie von 20 Euro je umgetauschter Schuldverschreibung profitieren. Für uns ist dieses Konzept auch Ausdruck einer langfristigen Partnerschaft und eines gegenseitigen Vertrauens, das über einzelne Laufzeiten hinausgeht. Für Anleger, die neu zeichnen, bietet die Anleihe die Möglichkeit, in ein Unternehmen zu investieren, das bereits seit elf Jahren erfolgreich am Kapitalmarkt präsent ist, eine hohe Diversifikation nach Kunden, Regionen und Antriebsarten vorweisen kann und trotz anhaltend volatiler Rahmenbedingungen eine robuste Umsatz- und Ertragsentwicklung verzeichnet.
Werden Sie die am 18. Dezember 2025 fällige Anleihe im ausstehenden Volumen von 8,244 Mio. Euro auch ohne größeres Umtauschvolumen vollständig tilgen können?
Dr. Bartsch: Ja, selbstverständlich. Allein im 1. Halbjahr 2025 haben wir einen operativen Cashflow in Höhe von 9,8 Mio. Euro erwirtschaftet, was unsere Fähigkeit unterstreicht, aus dem laufenden Geschäft mehr als ausreichend Mittel zu generieren. Gleichzeitig verfügten wir zum 30. Juni 2025 über liquide Mittel in Höhe von 18,1 Mio. Euro, die uns zusätzlich Handlungsspielraum geben. Unabhängig vom Umtauschvolumen liegt für uns der Vorteil des Umtauschangebots auch darin, dass wir unseren Investoren einen komfortablen Übergang ermöglichen und ihnen die Chance geben, langfristig an unserem Wachstum teilzuhaben – und zwar zu einem attraktiven jährlichen Festzins in Höhe von 9,875 %. Für uns ist es wichtig, dass Investoren erkennen: Wir betrachten die vollständige Rückzahlung keinesfalls als Herausforderung, sondern als selbstverständlichen Ausdruck unserer Solidität und unseres Anspruchs, weiterhin hohe Verlässlichkeit am Kapitalmarkt zu beweisen.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer Emission.