„Nachhaltigkeit und soziales Engagement in unserer Unternehmens-DNA verankert“

hep global könnte der eine oder andere namentlich schon kennen – der Solar[1]spezialist ist nämlich bekannter Name in der Förderung des Breiten- und Spitzensports. Die Schwaben emittieren eine Anleihe über bis zu 25 Mio. EUR. Dazu sprach BondGuide mit Gründer/CEO Christian Hamann und CFO Thomas Tschirf.

 

BondGuide: Herr Hamann, Herr Tschirf, eine leichtgängige Frage zum Aufwärmen: Wer ist die hep-global-Gruppe?

Hamann: hep global ist eine inhabergeführte Unternehmensgruppe mit einem langjährigen Track-Record an Photovoltaik- und Investmentprojekten in dieser Branche. Der Bereich Services machte 2019 rund 80% der Gesamtleistung aus, der Bereich Investments 20%. Seit 2008 haben wir ca. 800 Megawatt peak erfolgreich entwickelt, während wir in unseren Alternativen Investmentfonds derzeit ca. 268 Mio. EUR an Assets under Management führen.

BondGuide: Macht die hep global alles von der Konzeption eines Solarparks bis hin zum späteren Betrieb? Hamann: Richtig, wir bieten sämtliche Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus eines Photovoltaik-Projekts. Der Fokus liegt auf den USA, Japan, Kanada und Deutschland. Wir sind damit in drei der vier weltweit größten Solarmärkte aktiv.

BondGuide: Die USA sind zweitgrößter Markt für PV, schon 2019 unter Trump als Präsident. Hat sich mit der US-Wahl 2020 etwas für Sie verändert perspektivisch?

Tschirf: Wenn, dann haben sich die Perspektiven in unserem wichtigsten Solarmarkt ganz sicher weiter verbessert. Man muss aber hinzufügen, dass in den USA viele Entscheidungen über Solarprojekte auf Ebene der Bundesstaaten getroffen werden und diese sich auch unter der letzten Regierung bereits zu erneuerbaren Energien bekannt haben. 29 der 50 Bundesstaaten haben sich beispielsweise freiwillig zu den „Renewable Portfolio Standards“ verpflichtet und ehrgeizige Zubauziele für Erneuerbare-Energien-Projekte gesetzt. Grundsätzlich zeichnet sich der US-Markt durch attraktive Rahmenbedingungen wie langfristig festgelegte Stromabnahmeverträge oder steuerliche Vergünstigungen aus. Davon werden wir mit unser US-Pipeline von ca. 4,8 GWp, die sich auf mehrere Bundesstaaten verteilt, spürbar profitieren.

BondGuide: Und in Deutschland? – In Ihrem Heimatland Baden-Württemberg haben Sie seit 2016 mit einer Grünengeführten CDU-Grünen-Koalition ja ein interessantes Pilotprojekt, das möglicherweise in diesem Jahr auch auf Bundesebene Realität werden könnte.

Hamann: Daran musste ich auch denken, als ich gesehen habe, dass die CDU in den Umfragewerten schon hinter Bündnis 90/Die Grünen zurückgefallen sein soll. Noch würde ich nicht so viel auf aktuelle Prozentzahlen geben, aber interessant wäre diese Konstellation womöglich schon für die weitere Transformation zu erneuerbaren Energien.

BondGuide: Wie lautet denn generell Ihre Wachstumsstrategie?

Hamann: Wir haben in diesem Jahr eine ganz entscheidende strategische Weichenstellung vorgenommen, da wir die Projektentwicklung in der Early-Stage und Active-Development-Phase nun auf eigene Rechnung durchführen. In diesen Phasen gibt es deutlich mehr Projekte am Markt als in den nachfolgenden Phasen. Und was noch viel wichtiger ist: In diesem Bereich lassen sich erheblich attraktivere Margen erzielen.

„Wir wollen von den attraktiven Rahmenbedingungen für den Solarmarkt in den USA spürbar profitieren.“ – Thomas Tschirf

Tschirf: Vor diesem Hintergrund planen wir, rund 75% der Anleihemittel für die Finanzierung und den Erwerb zukünftiger Photovoltaikprojekte in der EarlyStage- und Active-Development-Phase zu verwenden. Der Rest ist für das Working Capital zum Auf- und Ausbau der hep vorgesehen, um das weitere Wachstum zu ermöglichen.

BondGuide: In Late Stage fallen z.B. Netzanschlussverträge und dergleichen. Was genau ist kapitalintensiv?

Hamann: In der Late-Stage-Phase, wenn das Projekt also all seine Genehmigungen etc. hat und es auf den Baubeginn zugeht, gibt es stets zwei kritische Punkte: Zum einen ist die Frage, ob es einen Stromabnehmer gibt, und zum zweiten, zu welchen Kosten die Einspeisung erfolgt.

Tschirf: Wenn zum Beispiel in den USA der Netzanschlussvertrag unterschrieben ist, müssen die Netzanschlusskosten auf einem Treuhandkonto hinterlegt oder an den Netzbetreiber überwiesen werden. Es müssen Transformatoren oder Umspannwerke gebaut werden. Das können schon mal einige Millionen US-Dollar sein. Die Stromabnehmer wiederum fordern Garantien, dass sie den Strom später auch beziehen können – diese Garantien müssen ebenfalls auf einem Treuhandkonto werthaltig abgesichert werden.

BondGuide: Je nach Projektphase liegen die Realisierungsquoten zwischen 50% im Bereich Early Stage und 95– 98% im Bereich Late Stage/Notice to Proceed. Was sind denn typische Störfaktoren, die ein Solarprojekt noch zu scheitern lassen vermögen?

Hamann: Ganz generell gesprochen sind das in der Early-Stage-Phase alle erdenklichen genehmigungsrechtlichen Themen. Das geht von unerwarteten Artefakt-Funden bis zum Schutz der Jagdgründe eines seltenen Bussards. In Japan haben wir mal einen alten Samurai-Schrein gefunden – da mussten wir letzlich drum herum bauen.

Tschirf: In den Phasen Late Stage und Notice to proceed können in Ausnahmefällen aktualisierte, meist zusätzliche Umweltauflagen noch zu Störungen führen. Und schließlich auch gänzlich unerwartete Dinge wie Corona – also alles, was unter „höhere Gewalt“ fällt.

BondGuide: Gibt es auch so etwas wie M&A-Opportunitäten in ihrer Branche?

Hamann: Ja, auf jeden Fall. In den USA haben wir ja erst 2020 eine Mehrheitsbeteiligung am US-amerikanischem Solarunternehmen ReNew Petra erworben und den US-Projektentwickler Peak Clean Energy übernommen. Solche strategisch sinnvollen M&A-Opportunitäten bleiben auch in Zukunft eine attraktive Option für uns – vor allem zum Ausbau unserer Pipeline.

BondGuide: Bleiben die USA Ihr Hauptmarkt? – Mit einem Track Record von schon 443 MWp machten die USA bisher mehr als die Hälfte aus. Zum Ver[1]gleich Deutschland: ca. 70 MWp.

Hamann: Bei einer US-Pipeline von rund 4,8 GWp wird ein besonderer Fokus sicherlich in den USA liegen. Aber auch in Japan und Kanada sehen wir aktuell gute Wachstumsmöglichkeiten. Deutschland wollen wir ebenso wenig vernachlässigen. Hier sehen wir attraktive Chancen mit unserem Produkt hepSOlution, das nur wir aufgrund unserer besonderen Kombination aus Photovoltaik- und Investmentexpertise anbieten können. Denn wir planen, bauen, warten und finanzieren Dachanlagen für mittelständische Unternehmen. Diese Anlagen bleiben im Eigentum unserer Investmentfonds, sodass wir den Strom letztlich günstiger anbieten können als ein Stromversorger. Der Kunde spart also dauerhaft Stromkosten, ohne selbst investieren zu müssen. In der dezentralen Energieversorgung sehe ich die Zukunft und mit hepSOlution bieten wir die perfekte Lösung dafür.

 

BondGuide: Und der Green Bond Status bei der Anleihe ist eine Selbstverständlichkeit?

Tschirf: Die Klassifizierung als solche sicherlich nicht, aber was unseren eigenen Anspruch betrifft ganz bestimmt. Deshalb haben wir imug | rating mit der Erstellung eines unabhängigen Gutachtens beauftragt. Darin hat imug | rating uns bescheinigt, dass unsere Anleihe im Einklang mit den Green Bond Principles der International Capital Market Association steht.

Hamann: Unser Slogan lautet ja „there is no planet b“. Nachhaltigkeit und soziales Engagement sind also in unsere Unternehmens-DNA verankert. Wir sind beispielsweise Mitglied im Forum für Nachhaltige Geldanlagen, fördern ein Solarprojekt in Burkina Faso und sind auch Gold-Pate des WWF zur Unterstützung des Erhalts der Berggorillas im kongolesischen Virunga-Nationalpark. Darüber hinaus fördern wir auch den Breiten- und Spitzensport.

BondGuide: Wenn Sie doppelt so viel Erlöse über eine Anleihe einsammeln könnten, wäre die zusätzliche Projektierungsarbeit überhaupt zu bewerkstelligen für Sie?

Hamann: Grundsätzlich ja. Natürlich müssten die Entwicklungsstrukturen parallel erweitert und an das neue Volumen angepasst werden. Dieses Vorgehen planen wir ja auch im Rahmen der Mittelverwendung.

Tschirf: Wichtig zu verstehen ist, dass die Erlöse ausschließlich zur Finanzierung von zusätzlichem Wachstum dienen. Das bedeutet also, dass wir auch ohne Anleihemittel weiter wachsen werden, zumal die laufenden, deutlich kapitalintensiveren Late-Stage- und Notice-to-proceed-Projekte, die 2021 bis 2023 umsatzwirksam werden sollen, über unsere Projekt- und Bestandsfonds finanziert werden.

BondGuide: Herr Hamann, Herr Tschirf, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und die überaus detaillierten Einblicke!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Quelle: Bondguide Ausgabe 8/21 Seite 16-18

bondguide-08-2021.pdf