Die BDT Media Automation GmbH begibt eine fünährige Unternehmensanleihe
mit einem Kupon von 11,50% p.a. (ISIN DE000A351YN0, WKN A351YN).
Im größten Geschäftsbereich Storage Automation sieht Geschäftsführer Dr. Holger Rath die Cloud als Wachstumstreiber. Denn das weltweite Datenvolumen explodiert und der Markt für Datenarchivierung wächst stark. Zudem nimmt die Aufbewahrungszeit für die zu archivierenden Daten deutlich zu, wie Dr. Barth erläutert. Im ersten Halbjahr 2023 konnte der Konzernumsatz um 75,7% gesteigert werden.

 

GREEN BONDS: In welchen Bereichen ist BDT Media Automation tätig?

Dr. Rath: Unsere Kunden sind renommierte Unternehmen wie Dell, Fujitsu, HP Enterprise und IBM. Neu hinzugekommen sind jetzt noch zwei der führenden internationalen Cloud-Dienstleister. Diese Unternehmen arbeiten mit uns, weil wir ein weltweit führender Entwickler und Hersteller von hochspezialisierten Systemen
zur Datenspeicherautomation (Storage Automation) sind. Außerdem sind wir mit Zuführungs- und Ausgabemodulen für Drucker- und Verpackungssysteme (Print Media Handling) am Markt aktiv. Im Bereich
Storage Automation haben wir seit 1990 bereits 1 Million Tape Automation Systems verkauft. Im Bereich Print Media Handling liegt der Absatz seit dem Gründungsjahr 1967 bei 2,5 Millionen Paper Handling Units. Hier bedienen wir Kunden wie Canon, Kodak, Ricoh und Phoenix Contact. Worauf wir besonders stolz
sind, ist unsere langjährig etablierte Technologieführerschaft mit einem starken Fokus auf Produktentwicklung. Beispiele hierfür sind die UHD-Storage-Lösung für internationale Cloud-Dienstleister im Bereich Storage Automation sowie unsere selbst entwickelte, innovative Tornado- Technologie im Bereich Print Media Handling.

GREEN BONDS: Sie haben 2012 die erste Anleihe begeben. Schon damals haben wir uns alle gefragt, ob Magnetbänder eine Zukunft haben. Haben Magnetbänder eine
Zukunft?

Dr. Rath: Ob Sie es glauben oder nicht: Der Wachstumstreiber schlechthin für Magnetbänder und dazugehörige Speicherlösungen ist die Cloud. Deshalb lautet die Antwort ganz klar Ja. Das zeigt sich auch daran, dass das weltweite Datenvolumen explodiert und dementsprechend stark auch der BDT-relevante
Archivierungsmarkt für strukturierte Daten wächst. Zudem nimmt die Aufbewahrungszeit für die zu archivierenden Daten deutlich zu. Gefragt sind sichere, energie- und kosteneffiziente sowie nachhaltige Speicherlösungen – insbesondere für die sehr großen Rechenzentren der Cloud- Dienstleister. Als überlegene Lösung erweisen sich hier Tape Libraries, wie BDT sie bereits seit über 30 Jahren erfolgreich entwickelt und herstellt. Deshalb sind Magnetbänder weiterhin unverzichtbar und wichtiger denn je.

GREEN BONDS:Wie ist die aktuelle Geschäftsentwicklung?

Dr. Rath: Sehr erfreulich, denn wir konnten unsere starke Geschäftsentwicklung 2022 im 1. Halbjahr 2023 noch weiter steigern. Der Konzernumsatz nahm deutlich um 75,7% auf 56,4 Mio. Euro zu. Zudem konnten wir auch sämtliche Ertragskennzahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum erheblich steigern. So haben wir das EBITDA mehr als verdoppelt auf 4,6 Mio. Euro, was einer verbesserten EBITDA-Marge von 8,2% nach 6,3% im Vorjahr entspricht. Per Saldo ergibt sich für das 1. Halbjahr 2023 ein deutlich erhöhter Überschuss von 1,7
Mio. Euro (Vorjahr: 0,1 Mio. Euro), der zu einem Anstieg des Eigenkapitals auf 4,2 Mio. Euro führte. Die liquiden Mittel nahmen signifikant auf 2,2 Mio. Euro zu.

GREEN BONDS: Welchen Umsatzanteil
erzielen Sie mit den zwei Geschäftsbereichen?

Dr. Rath: Im Bereich Storage Automation lag der Umsatzanteil im 1. Halbjahr 2023 bei 87% und im Bereich Print Media Handling bei 13%. Positiv anzumerken ist, dass beide Geschäftsbereiche im 1. Halbjahr 2023 im
Vergleich zur Vorjahresperiode wachsen konnten. Im Geschäftsbereich Print Media Handling kletterte der Umsatz von 3,5 Mio. Euro auf 4,4 Mio. Euro, während der Umsatz im Geschäftsbereich Storage Automation
sogar noch deutlicher von 28,2 Mio. Euro auf 48,6 Mio. Euro zulegen konnte.

GREEN BONDS: Sind beide Bereiche ähnlich profitabel?

Dr. Rath: Der Vergleich ist nicht ganz legitim. Denn im Bereich Storage Automation, der ja ohnehin der deutlich größere ist, ergeben sich derzeit völlig neue zusätzliche Opportunitäten durch die Nachfrage der internationalen Cloud-Dienstleister. Unser Wachstum in diesem Bereich ist rasant und geht direkt mit sehr guten Margen einher. Aus Markt- und Wettbewerbsgründen verzichten wir aber auf eine konkrete Nennung
der einzelnen Margen.

GREEN BONDS:Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?

Dr. Rath: Der Emissionserlös dient der weiteren Wachstumsfinanzierung vor allem im Bereich Storage Automation. Konkret im Fokus stehen dabei der Ausbau der Produktionsanlagen in Mexiko, der Aufbau von
Fertigungsanlagen in China und die Vorfinanzierung für laufende Projekte im Bereich Storage Automation. Im Bereich der Storage Automation ist für uns durch den Bedarf und die Gewinnung von zwei der international führenden Cloud-Dienstleister eine Tür aufgegangen, durch die wir nur noch gehen müssen. Soll heißen, wir folgen mit dem Ausbau unseres Standorts in Mexiko unseren Kunden.

GREEN BONDS: Das Kapitalmarktumfeld ist im Moment eher schlecht. Wie viel Geld brauchen Sie, um die Ziele zu realisieren und die ausstehende Anleihe zurückzuzahlen?

Dr. Rath: Der Fokus der Mittelverwendung liegt ganz klar auf der Wachstumsfinanzierung. Priorität hat der Ausbau der Produktionsanlagen in Mexiko für 2,0 bis 2,5 Mio. Euro, gefolgt vom Aufbau von Fertigungsanlagen in China für 0,5 bis 1,0 Mio. Euro und von der Vorfinanzierung für laufende Projekte im Bereich Storage Automation für 7,7 bis 8,7 Mio. Euro. Die Refinanzierung der mit 3,8 Mio. Euro ausstehenden Anleihe 2017/2024 spielt lediglich eine untergeordnete Rolle – vor allem in Anbetracht unseres operativen Cashflows, der im 1. Halbjahr 2023 aufgrund des verbesserten Working-Capital-Managements und der gestiegenen Ergebnisgrößen deutlich von 0,5 Mio. Euro auf 5,0 Mio. Euro zunahm.

GREEN BONDS:Wie ist Ihr Plan B, falls Sie den gewünschten Betrag nicht realisieren
können?

Dr. Rath: Eine Option besteht in der teilweisen Verlängerung eines Schuldscheindarlehens. Alternativ dazu könnte ein „Reverse Factoring“ für unsere Warenlieferanten aufgesetzt werden. Wir sind jedoch zuversichtlich, was Plan A und die Platzierung unseres Green Bonds betrifft.

GREEN BONDS: Die letzte Anleihe wurde 2017 emittiert. 2017 haben Sie 12 Meldungen über EQS (vormals DGAP) veröffentlicht, 2018 keine. Wer sagt uns, dass Sie nach der jetzigen Anleiheemission bei der Kapitalmarktkommunikation nicht wieder schludern?

Dr. Rath: Ihre Kritik ist vollkommen berechtigt und wir sind uns der Bedeutung einer guten, aktiven Kapitalmarktkommunikation absolut bewusst. Damit dies nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, haben wir
uns beispielsweise im Rahmen der Anleihebedingungen freiwillig und erstmalig eine Transparenzverpflichtung auferlegt, welche die Veröffentlichung des Jahres- und Halbjahresabschlusses
innerhalb von sechs bzw. vier Monaten nach dem Ende des Berichtszeitraums vorsieht. Diese Publikationen
wollen wir zukünftig ebenso mit einer Pressemitteilung begleiten wie weitere wichtige Geschäftsereignisse. Zudem verspreche ich Ihnen, dass wir uns nicht erst ein Jahr vor dem Laufzeitende unseres Green Bonds wieder sprechen werden.

GREEN BONDS: Ihr Umsatz ist aktuell niedriger als bei der ersten Anleiheemission. Woran liegt das?

Dr. Rath: Der Hauptgrund ist, dass wir damals im Bereich Storage Automation das erforderliche Schreiblesegerät zunächst von hp gekauft, anschließend eingebaut und dann als Komplettgerät an hp zurückverkauft haben. Da das Schreiblesegerät recht teuer ist und fast genauso viel kostet wie die gesamte
Tape Library, hatten wir seinerzeit in der Spitze einen reinen Handelsumsatz von 40 Mio. Euro. Seit 2018 baut hp die Komponente selbst ein, so dass wir diesen Handelsumsatz nicht mehr in unseren Büchern
haben.

GREEN BONDS: Wie gut sind Ihre Umsätze planbar und welchen Ausblick können Sie uns geben?

Dr. Rath: Eine gute Umsatzvisibilität ergibt sich für uns durch die maßgebliche Technologie- Roadmap des sogenannten LTOKonsortiums. Denn dadurch werden die Branchenstandards für die nächsten zehn bis
zwölf Jahre festgelegt. Dementsprechend hoch ist für uns die Zukunfts- und Planungssicherheit.
Für die Geschäftsjahre 2023 bis 2025 erwarten wir ein Konzern-EBITDA von mindestens 6 Mio. Euro und eine EBITDAMarge von über 12%. Damit einhergehend sollen auch die Jahresergebnisse deutlich positiv
sein. Parallel dazu wollen wir unsere Marktposition als weltweit führender Entwickler und Hersteller von Bandspeichergeräten für die IT-Industrie und Cloud- Dienstleister nachhaltig sichern und ausbauen – mit dem Ziel, die 100%ige Datenverfügbarkeit über Jahrzehnte für unsere Kunden sicherzustellen.

GREEN BONDS: Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Christian Schiffmacher.

Quelle: Bond Magazin Ausgabe 207