Auch SoWiTec, dezidierter Spezialist für Erneuerbare Energien, lädt zum Umtausch aus seiner bestehenden Anleihe und öff[1]net sich für neue Investoren. BondGuide sprach mit CEO Frank Hummel.

BondGuide: Herr Hummel, kurz zum Aufwärmen: SoWiTec, scheint eine Abkürzung: Sonne, Wind und …? Vielleicht mögen Sie uns einfach in wenigen Sätzen die SoWiTec beschreiben, bevor wir zu Details kommen. Hummel: SoWiTec steht für Sonne, Wind und Technik. Wir sind ein großer international tätiger Projektentwickler, der seit fast drei Jahrzehnten erfolgreich am Markt ist. In dieser Zeit haben wir bereits über 60 Wind- und Solarkraft-Projekte realisiert, schwerpunktmäßig, aber nicht ausschließlich in Lateinamerika. Wir entwickeln sämtliche Projekte bis zur Baureife. In Deutschland reicht unsere Wertschöpfung auch bis zur schlüsselfertigen Übergabe sowie zur technischen Überwachung und Betreuung der übergebenen Projekte. BondGuide: Den Unterlagen war zu entnehmen, dass Sie v.a. in Brasilien und Mexiko stark unterwegs sind. Erstens warum, und zweitens wie fasst man als deutsches Unternehmen fernab dort Fuß? Hummel: In der Anfangszeit der SoWiTec war Deutschland und hier insbesondere unser heimisches Schwabenland natürlich das Naheliegendste. In Summe konnten wir deutschlandweit 30 Windparkts mit 120 MW realisieren. 2002 haben wir in Brasilien begonnen, unsere Aktivitäten konsequent und stringent zu internationalisieren – auch weil dort die Rahmenbedingungen in Form planbarer Förderungen deutlich attraktiver als in unserem Heimatmarkt waren. Da wir das Marktpotenzial in Lateinamerika bereits frühzeitig erkannt hatten, agierten wir oftmals als Early Mover und konnten auf diese Weise wertvolle Erfahrungen sammeln und vor allem wichtige Kontakte knüpfen. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir dort erfolgreich und vor allem dauerhaft Fuß gefasst haben.

 

„Am wichtigsten für uns und andere ist das sogenannte Flächenziel von 1,8 oder 2% je nach Bundesland.“

 

BondGuide: In der künftigen Projektpipeline sieht man Deutschland sowohl bei Wind wie auch bei Sonne etwas unter ‚ferner liefen‘. Stimmen denn die Rahmenbedingungen hierzulande immer noch nicht? Hummel: Doch – inzwischen stimmen sie bzw. stimmen sie wieder. Genau deshalb ist Deutschland für uns nun wieder Priorität-1-Markt. In Baden-Württemberg und Bayern sind wir gut vernetzt und bauen das Team für die deutschen Projekte aus. Kürzlich erfolgte in unserer Heimatgemeinde der Baustart eines von uns zu realisierenden Windparks mit 18 MW. BondGuide: Angeblich sollen Genehmigungsverfahren für Erneuerbare – so ein Ziel der Ampelkoalition – allerorten vereinfacht und beschleunigt werden. Das indes konnte mir noch nicht jeder Gesprächspartner als Manifestation bestätigen… Hummel: Immerhin sind zahlreiche Verbesserungen bereits gesetzlich festgeschrieben worden. So ist das Widerspruchsverfahren nicht mehr zulässig, was den gesamten Prozess deutlich beschleunigt. Die Digitalisierung von Genehmigungsunterlagen mag noch nicht überall umgesetzt sein, aber der Wille ist da. Am wichtigsten ist jedoch das sogenannte Flächenziel von 1,8 oder 2% je nach Bundesland. Das wird uns und allen anderen enorm helfen, weil dadurch künftig z.B. nur noch vereinfachte Gutachten notwendig sind. Die ausgewiesene Fläche ist ja bereits durch die Behörden des jeweiligen Bundeslands geprüft und damit freigegeben worden. Auf diese Weise hat jeder einen Anspruch, diese Fläche für Projekte nutzen zu können. BondGuide: Was geht leichter in die Umsetzung: Solar oder Wind? Hummel: Ganz klar Solarenergie: einfacher, günstiger und risikoärmer. Zum einen ist der Flächenbedarf geringer, zum anderen ist viel weniger von den Ämtern zu prüfen – in Summe lässt sich Solar daher deutlich schneller umsetzen. BondGuide: Erwähnte Länder wie Brasilien, Mexiko, Vietnam, aber auch Kenia etc. sind ihrer Definition nach Schwellenländer, teilweise darunter. Wie lässt sich eine geforderte Compliance sicherstellen? – zumal die ja auch für den Green-Bond-Status der neuen Anleihe gefordert sein dürfte. Hummel: Als SoWiTec haben wir einen extrem hohen Compliance-Standard eingeführt, sog. Best-in-Class Compliance-Standards: Wir folgen den branchenführenden Umwelt-, Sozial- und Sicherheitsstandards, kurz ESHS, und schulen alle Mitarbeiter in Compliance- und Ethik-Seminaren. In diesem Punkt leben wir eine Null-Toleranz-Politik, auch in Bezug auf Lateinamerika oder Afrika. Ein gutes Beispiel ist hier Vietnam, wo wir unser komplettes Geschäft nach vier Jahren erfolgreich verkauft haben. Durch das strikte Einhalten unserer Compliance-Richtlinien war eine zügige Projektentwicklung dort einfach nicht möglich, weshalb wir einen Schlussstrich in diesem Markt gezogen haben. BondGuide: Wenn man alle Rahmenbedingungen, also wirtschaftlich, politisch und klimatisch, berücksichtigt, welche Länder sind dann aktuell erste Wahl in Bezug auf Sonne und in Bezug auf Windenergie? Hummel: Über dieses Land haben wir schon gesprochen: Speziell Brasilien ist sowohl mit Sonne als auch Wind gesegnet – ebenso wie Argentinien, speziell in Patagonien. Allerdings müssen die Netze in Lateinamerika generell zügig ausgebaut werden, was derzeit auch bereits stattfindet. BondGuide: Eine Frage für den wirklichen Experten: Wie weit werden wir die Pariser Klimaziele verfehlen Ihrer dezidierten Meinung nach? – wir überprüfen das dann in einigen Jahrzehnten. Hummel: Die neuen deutschen Klimaziele sind extrem ambitioniert. Mit den Flächenzielen werden wir viel realisieren können, aber wahrscheinlich nicht in der notwendigen Geschwindigkeit. Das ändert nichts daran, dass diese Vorgaben richtig und notwendig sind. Jedes Land wird tun, was im Rahmen seiner Möglichkeiten und Ambitionen umsetzbar ist – aber nicht alles geht von heute auf morgen. Auch in den Ländern Lateinamerikas sind entsprechende Ausbauziele rechtlich verankert. BondGuide: Gibt es Länder, von denen Sie etwas enttäuscht sind, da sie nicht hinreichend hinter eigentlichen Vorgaben und Verpflichtungen stehen? Hummel: Sicherlich trifft dies auf Mexiko zu, wo 2018 ein Regierungswechsel stattfand. Seither gibt es große Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Projekten. Deshalb ist Mexiko für Investoren in dieser Hinsicht seit vier Jahren vollkommen unattraktiv. Alle strategischen Investoren warten auf die neue Regierung 2024 und bringen sich bereits jetzt in Stellung, da der aktuelle Präsident nicht ein weiteres Mal gewählt werden kann. Ich weiß, dass alle fest an die Quasi Wiederöffnung Mexikos 2024 glauben.

 

„Es ist wichtig, jetzt eine gut gefüllte Projektpipeline zu haben – nicht zuletzt daher auch unsere neue Anleihe.“

 

BondGuide: Ist derzeit die beste Zeit im Solar- und Windenergiesektor, die Sie bisher erlebt haben? Hummel: Zumindest ist es eine sehr gute. Gleichzeitig kann ich sagen, dass viele Länder ihre beste Zeit noch vor sich haben – z.B. da die Stromnetze wie in Brasilien einfach gar nicht so schnell ausgebaut werden können, wie man Erneuerbare-Energien-Projekte umsetzen könnte. Was aktuell verstärkt festzustellen ist: Zahlreiche, auch neue Investoren drängen in die Märkte und suchen in diesem hochattraktiven Sektor nach Projekten oder ganzen Portfolien. Daher ist es wichtig, eine gut gefüllte Projektpipeline zu haben – nicht zuletzt daher auch unsere neue Anleihe. BondGuide: Die neue Anleihe ist ja mit Geschäftsanteilen an der SoWiTec operation GmbH besichert. Vielleicht können Sie uns den Modus kurz erläutern. Hummel: Die SoWiTec operation GmbH hält innerhalb der SoWiTec Gruppe sämtliche Projekt-Assets in den verschiedenen Ländern. Je angefangene 1 Mio. EUR Gesamtnennbetrag der neuen Anleihe werden Geschäftsanteile in Höhe von 2% des Stammkapitals der SoWiTec operation GmbH verpfändet, also 50% bei einem Begebungsvolumen von 25 Mio. EUR. Dieses Besicherungskonzept bewährt sich bereits seit 2017 gegenüber der KfW/DEG und seit 2018 bei unserer Debütanleihe. Deshalb bieten wir auch Anlegern unseres neuen Green Bonds denselben Comfort. BondGuide: Nun ist der neue Kupon mit 8,0% höher als der bisherige von 6,75%. Wie betrübt sind Sie? Hummel: Das Zinsumfeld ist derzeit nun mal so, wie es ist – und wir können auch damit leben. Denn wir werden sowohl Zins als auch Tilgung komfortabel aus unserem operativen Cashflow leisten können. Wir sind davon überzeugt, mit einer weiteren Unternehmensanleihe das richtige Finanzierungsinstrument für unser geplantes Wachstum ausgewählt zu haben. BondGuide: Die Anleihe qualifiziert sich als Green Bond, zertifiziert und testiert. Lohnt sich der zusätzliche Aufwand? Hummel: Ein Green Bond ist ein Markenzeichen. Investoren schauen sich das schon genau an und dürfen ggf. nur zeichnen, wenn die Anleihe die erforderlichen Auflagen und Kriterien erfüllt. Insofern haben wir diesen zusätzlichen Aufwand gern in Kauf genommen. BondGuide: Herr Hummel, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit, Geduld und Einblicke!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Quelle: Bondguide Newsletter-Ausgabe 05/23 • 10. März • Seite 26