Die Lewisfield Deutschland bietet seit Neuestem auch sogenannte Einkaufsfinanzierung an. Die Vorteile sofortiger Liquidität für den Kunden liegen auf der Hand, z.B. bei der Finanzierung größerer Aufträge. BondGuide sprach mit dem Projektverantwortlichen Olaf Fandrich.

BondGuide: Herr Fandrich, ist die Einkaufsfinanzierung, also die Streckung der Begleichung von Warenlieferungen, nur ein Corona-neuzeitliches Phänomen der Einkaufsfinanzierung oder nur gerade besonders aktuell?
Fandrich: Sie ist aktueller denn je! Die bankenneutrale Einkaufsfinanzierung, bei
uns auch als Waren- und projektbezogene Auftragsfinanzierung oder Finetrading benannt, ist ein seit Jahrzehnten
bewährtes und genutztes Instrument. Dabei handelt es sich um eine bankenunabhängige Finanzierungslösung, um
Material- und Wareneinkäufe schnell und unkompliziert vorzufinanzieren. Finetrading ist keine klassische Bankfinanzierung, weshalb der Ablauf nicht jedem Unternehmer und Händler bekannt ist.
BondGuide: … könnte man nämlich fast meinen: Hört sich an wie eine Bankenfinanzierung.
Fandrich: Nein, denn kurz gesagt tritt hier der Finetrading-Anbieter als Zwischenhändler zwischen Besteller und Lieferant auf. Sie bestellen dabei zu Ihren ausgehandelten Konditionen wie gehabt Ihre Waren bei Ihren einzubindenden Lieferanten über ein ggf. noch einzurichtendes Handelsportal. Die gesamte Abwicklung wird fortan digital abgebildet und ist dazu denkbar einfach gehalten. Zusammengefasst hier einmal alle Abläufe: Der Finetrader bekommt die Rechnung – Sie bekommen die Waren – der Lieferant sein Geld – Sie haben bis zu 180 Tage Zeit, Ihre Produkte zu fertigen, zu veredeln oder durchzuhandeln. In der Wareneinkaufsfinanzierung wird eine revolvierende Einkaufslinie bereitgestellt, damit Sie bei Bedarf fortlaufend Wareneinkäufe (vor)finanzieren können. Bei der
Auftragsfinanzierung wiederum wird der Einkauf für große Aufträge revolvierend (vor)finanziert. Durch die bankenneutrale Wareneinkaufsfinanzierung wird es Ihrem Unternehmen ermöglicht, die Liquidität zu erhöhen und Bilanzkennzahlen zu verbessern.
BondGuide: Was sind die Vorteile?
Fandrich: Schnelle Liquidität ist alles! Sie erhalten ein verlängertes Zahlungsziel von bis zu 180 Tagen. Hierdurch generieren Sie zusätzliche Liquidität, da Sie Ihren Lieferanten nicht sofort bezahlen müssen. Sie stärken Ihre Lieferanten Verhandlungsposition, da Sie als Schnellzahler gelistet werden. Und Sie erweitern Ihren finanziellen Spielraum bankenneutral, da die Einkaufsfinanzierung ein Handels- und kein Kreditgeschäft darstellt. Nach Eingang Ihrer Anfrage ermitteln wir Ihre individuelle und revolvierende Einkaufslinie zu Ihrer freien Verfügung. Der Finetrader erhält die Rechnung, Ihr Lieferant die unmittelbare Zahlung und Sie die Waren mit bis zu 180 Tagen Zahlungsziel. Freies Obligo innerhalb der Einkaufslinie können Sie also sofort wieder nutzen.
BondGuide: Warum umfasst die Einkaufsfinanzierung nur physische Waren, also keine Dienstleistungen? – Die werden doch auch eingekauft.
Fandrich: Dies ist schnell erklärt: Im Unterschied zu materiellen Gütern, bei denen die Herstellung und der materielle Wert eines Produktes im Vordergrund stehen, ist die Dienstleistung ein immaterielles Gut, bei dem die Leistungserbringung im Vordergrund steht. Weitere Ausschlusskriterien beziehen sich aber auch auf Waren mit Lizenzanforderungen wie Arzneimitteln, Waffen oder Chemikalien.
BondGuide: Die Einkaufsfinanzierung mit Zahlungsziel 180 Tage kostet 5% Gebühren, zuzüglich Bearbeitungsentgelt – also mindestens 10% p.a. Rechnet sich das im Warengeschäft noch?
Fandrich: Dies rechnet sich! Als Schnellzahler gewähren einzubindende Lieferanten Skonti, die gegen die Kosten der Handelsmarge von 5%, in der Regel um die 2 bis 3%, voll angerechnet werden. Zu benennen sind auch Bonifizierungen oder Rabatte bei Abnahme größerer Chargen, so dass durch zielgerichtete Einkäufe nochmals Kosten minimiert werden. Finetrading braucht also Kostenvergleiche nicht zu scheuen.
BondGuide: Was sind die Voraussetzungen zur Nutzung von Finetrading?
Fandrich: Unser Service richtet sich ausschließlich an Geschäftskunden; eingebunden sind bei uns auch Existenzgründer, die seit mindestens drei Monaten aktiv sind.
BondGuide: Wie viel Zeit sollte ein Interessent einplanen?
Fandrich: Bei ihrer Bank machen viele die Erfahrung, dass sie wochenlang durchgeprüft werden und am Ende lautet die Entscheidung immer noch „Nein“. Das kann es also nicht sein. Wir können nicht garantieren, dass eine Entscheidung innerhalb von 24 Stunden getroffen werden kann, aber wenige Tage als Ziel sind doch realistisch – mindestens bis zum vertiefenden Gespräch, in dem offene Punkte ausgeräumt werden.
BondGuide: Für wen eignet sich Finetrading?
Fandrich: Kurz gesagt eignet sich Finetrading für Händler, Online-Händler und Unternehmer, die regelmäßig Waren bestellen oder Auftragsspitzen im Projektgeschäft abdecken, und dabei in Vorleistung gehen müssen. Deshalb kommt Finetrading hauptsächlich im produzierenden Gewerbe, Handel sowie im eCommerce zum Einsatz.
BondGuide: Herr Fandrich, ganz herzlichen Dank für die erläuternden Einblicke!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Quelle: Bondguide Ausgabe 12.02.201, S. 35-36