Die JES.GREEN Invest GmbH begibt ihre zweite Anleihe (ISIN DE000A30V661) mit einem Volumen von bis zu 10 Mio. Euro und einer Laufzeit von 5 Jahren. Der Kupon beträgt 7,00% p.a. Der Nettoemissionserlös dient vorrangig dazu, in Deutschland vornehmlich den Erwerb von Aufdachphotovoltaikanlagen (vorrangig Kleinanlagen, aber auch gewerbliche Aufdachanlagen) durch Tochter[1]oder Schwestergesellschaften zu finanzieren. Die Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren die Pipeline deutlich ausgebaut und damit unsere Basis für profitables Wachstum entsprechend gestärkt, wie CEO Jonas Holtz im Interview mit GREEN BONDS erläutert. GREEN BONDS: Wie ist das Geschäftsmodell der JES.GREEN Invest GmbH? Holtz: Wir sind ein inhabergeführter Spezialist für Aufdachphotovoltaikanlagen in Deutschland. Gemeinsam mit unserer Schwestergesellschaft JES GROUP GmbH decken wir als Unternehmensgruppe die gesamte Wertschöpfungskette von der Finanzierung und Akquise über die Installation und Inbetriebnahme bis hin zu Service und Wartung ab. GREEN BONDS: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden? Holtz: Wir konzentrieren uns zu 100% auf unsere Wachstumsfinanzierung, da die Anleihemittel für den Aufbau weiterer Assets vorgesehen sind. Konkret geht es um den Erwerb von Aufdachphotovoltaikanlagen in Deutschland durch unsere Tochter- oder Schwestergesellschaften. GREEN BONDS: Weshalb emittiert nicht die Holding die Anleihe? Holtz: Aus unserer Sicht ist es deutlich transparenter und leichter nachzuvollziehen, wenn die Anleihe von der finanzierenden Gesellschaft begeben wird. Deshalb fungiert erneut die JES.GREEN Invest GmbH als Emittentin. GREEN BONDS: Garantieren alle Konzern- und Schwestergesellschaften für die Anleihe? Holtz: Gemeinsam mit unseren Partnern bestin.capital GmbH und Lewisfield Deutschland GmbH haben wir uns dazu entschlossen, die bewährte Struktur unserer Debütanleihe bei unserem zweiten Bond beizubehalten. Mit verschiedenen Schutzrechten, aber keinen expliziten Garantien, stellt die neue Anleihe aus unserer Sicht eine wirtschaftlich attraktive wie ökologisch sinn[1]volle Investmentmöglichkeit dar. Die Anleihebedingungen umfassen als besondere Schutzrechte für die Investoren vor allem ein Ausschüttungsverbot, eine Veräußerungsbegrenzung für Vermögensgegenstände, eine Negativverpflichtung, eine Transparenzverpflichtung sowie eine Positivverpflichtung. Zudem besteht ein Sonderkündigungsrecht für die Anleger bei einem Kontrollwechsel und Drittverzug. Abgerundet wird unser Angebot durch einen jährlichen Zins von 7% p.a. und ein attraktives Chance-RisikoProfil. Denn durch die Vielzahl an Aufdachanlagen bzw. Verträgen profitieren wir von einer entsprechend hohen, wortwörtlich tausendfachen Risikostreuung, was uns auch den Zugang zu niedrig verzinsten Bankkrediten erleichtert. GREEN BONDS: Weshalb veröffentlichen Sie keinen Konzernabschluss? Holtz: Ein Konzernabschluss hätte nicht den gewünschten Informationsgehalt für unsere Anleiheinvestoren, da zum einen die Emittentin der Unternehmensanleihe nicht zugleich die Obergesellschaft in der Gruppe ist und zum anderen die Assets zukünftig teilweise auch beieiner Schwestergesellschaft liegen werden. Darüber hinaus unterliegen wir aufgrund unserer Größenkriterien nicht der Pflicht zur Aufstellung eines Konzernabschlusses.Vor diesem Hintergrund werden wir weiterhin einen Einzelabschluss sowohl zum Gesamtjahr als auch zum Halbjahr veröffentlichen, um so den Investoren alle relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen. GREEN BONDS: Bitte erläutern Sie die Ertrags- und Eigenkapitalentwicklung der Emittentin. Holtz: Gemeinsam mit unserer Schwestergesellschaft JES GROUP GmbH wurde im Geschäftsjahr 2022 ein ungeprüfter konsolidierter Gruppenumsatz von 114 Mio. Euro erzielt. Die erhebliche Steigerung gegenüber dem Vorjahreswert von 54 Mio. Euro resultiert daraus, dass wir das Geschäftsvolumen signifikant ausbauen und Preiserhöhungen erfolgreich durchsetzen konnten. So haben wir beispielsweise dank der Mittel unserer Debütanleiheim Jahr 2022 einen Zubau von 2.109 Anlagen mit 20,4 MWp realisiert. Das ungeprüfte EBITDA verbesserte sich deutlich von -6,8 Mio. Euro auf 1,1 Mio. Euro. Einen dämpfenden Effekt im Jahr 2022 hatten hier insbesondere die anhaltenden Verwerfungen am Energiemarkt sowie die Nachwirkungen der starken Materialkostensteigerungen und der coronabedingten Bauverzögerungen des Jahres 2021. GREEN BONDS: Ihre Finanzierungskosten sind deutlich gestiegen, insbesondere für ergänzende KfW- oder Bankfinanzierungen. Wie stellt sich die Ertragssituation mittelfristig dar? Holtz: Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Pipeline deutlich ausgebaut und damit unsere Basis für profitables Wachstum entsprechend gestärkt. Mittelfristig erwarten wir eine hohe Wachstumsdynamik. Das lässt sich auch daran erkennen, dass wir nicht mehr – wie zum Zeitpunkt unserer Debütanleihe – über 2.000, sondern jetzt sogar mehr als 5.000 neue Aufdachanlagen pro Jahr realisieren wollen. GREEN BONDS: Ich kenne mich besser bei Freiflächenanlagen aus. Bitte erläutern Sie die wesentlichen wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Freiflächen- und Aufdachanlagen. Holtz: Ein direkter Vergleich zwischen Freiflächen- und Aufdachanlagen ist nicht ohne Weiteres möglich, da hier verschiedene individuelle Einflussfaktoren eine Rolle spielen. In der Regel sind Aufdachanlagen günstiger in der Gestehung. Unter Risikogesichtspunkten und damit auch wichtig für unsere Anleiheinvestoren ist zu wissen, dass bei Aufdachanlagen kein Entwicklungsrisiko wie bei Freiflächenanlagen besteht. Das macht unsere Produkte sowohl für Kunden als auch für Kapitalanleger und uns als Unternehmen zuverlässig planbar. GREEN BONDS: Machen Sie bitte eine Beispielrechnung. Holtz: Wenn wir beispielhaft für ein Einfamilienhaus von einer Standardaufdachanlage mit 10 kWp ohne Speicher ausgehen, belaufen sich die Kosten auf ca. 17 Tsd. Euro. Hier müssen wir auch mit ca. 17 Tsd. Euro in Vorleistung gehen. Die fertiggestellten Anlagen können wir für eine Finanzierung von Sparkassen oder Genossenschaftsbanken verwenden, wodurch wir ca. 80% unseres investierten Kapitals zurückerhalten und somit wieder neue Anlagen bauen können. Zins und Tilgung sowohl für den Senior-Kredit als auch für das interne Darlehen der Emittentin, das mit mindestens 7,25% p.a. und somit höher als die neue Anleihe verzinst wird, werden durch die Pachtzahlungen der Kunden erwirtschaftet, die pro Jahr bei ca. 170 Euro je kWp liegen. GREEN BONDS: Wie wollen die Sie die Anleihe am Laufzeitende refinanzieren? Holtz: Wir haben bereits 2021 ganz klar gesagt, dass wir den Zugang zum Kapitalmarkt dauerhaft nutzen möchten. Deshalb können wir uns auch sehr gut vorstellen, zur vollständigen oder teilweisen Refinanzierung eine neue Anleihe zu begeben. Denn wir sehen für unsere Wachstumsstrategie mittel und langfristig ausgezeichnete Rahmenbedingungen und wollen unsere Investoren daran gerne dauerhaft beteiligen. Die zwischenzeitlichen Zinszahlungen werden wir aus dem operativen Cashflow leisten, der ja dank der langfristigen Pachtverträge zuverlässig für 20 Jahre prognostizierbar ist. Das Interview führte Christian Schiffmacher.

Quelle: Bondmagazin S. 10