BONDGUIDE INTERVIEW
mit
Christian Hamann (li.), Gründer und CEO, hep global GmbH,
und Thomas Tschirf, CFO, hep solar projects GmbH

„Flexibilität und Anpassungsfähigkeit – wie schon unter Beweis gestellt“

Das neue und durch imug rating als Green Bond qualifizierte Wertpapier hep 2023/28 ist mit einem Zinssatz von 8% p.a. ausgestattet. BondGuide sprach zur Emission mit CEO und CFO.

BondGuide: Herr Hamann, Herr Tschirf, gibt es denn aktuell gute Wachstumsaussichten in Ihrer Branche?

Hamann: Diese Frage ist über jeden Zweifel erhaben. Gerade gab es eine renommierte neue unabhängige Studie, die der Solarenergie die mit weitem Abstand größten Perspektiven bescheinigt. Und zwar völlig unabhängig von herrschenden Regierungen oder bestehenden Förderungen, sondern allein aufgrund ihrer quasi Alternativlosigkeit und des breiten Konsenses der Bevölkerung als saubere Energie. Mit hep befinden wir uns also weiterhin in einem absolutem Wachstumsmarkt, dessen Möglichkeiten wir natürlich ergreifen möchten. Von den prognostizierten weltweiten zig Terawatt im Jahr 2050 sind wir zwar heute noch weit entfernt, aber jeder Umbruch beginnt mit ersten zaghaften Schritten und dann zunehmend vehementeren. Die Rahmenbedingungen für extremes Wachstum in den nächsten Jahren stimmen schon jetzt.

BondGuide: Der neue Bond, übrigens ein Green Bond, ist aber von einer Tochtergesellschaft, namentlich der hep solar projects.

Tschirf: Richtig, die hep solar projects GmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der hep global GmbH. Der Emissionserlös ist für unsere internationalen Projektentwicklungsaktivitäten im hep global-Konzern vorgesehen. Traditionell waren wir bisher in den USA stark unterwegs, strategisch haben wir uns in unserem Mehrjahresplan aber zu einer noch breiteren Streuung auf unsere anderen Kernmärkte Deutschland, Japan und Kanada comitted. Der Emissionserlös dient also genau dieser internationalen Diversifikation.

BondGuide: In den USA derweil droht Dinosaurier Donald Trump nochmal an die Macht zu kommen – oder spielt die Regierung keine Rolle, das sich drehende Rad großartig abzubremsen?

Hamann: Sie werden sich wundern: Trump hatte in seiner ersten Amtszeit zwar vollmundig das Pariser Abkommen gekündigt und doch waren die USA das praktisch einzige große Land,
das seine Klimaziele erreicht hat – unter Präsident Donald Trump. Energiepolitik ist nämlich nicht Bundessache, sondern eine Angelegenheit der Bundesstaaten. Es ist dabei kein Unterschied erkennbar, ob Demokraten oder Republikaner in diesem Sinne investitionsfreundlicher sind, sondern es hängt rein von den wirtschaftlichen Interessen des jeweiligen Bundesstaates und seiner Kommunen ab. Das ist in den USA kaum anders als hierzulande.

BondGuide: Dann hatten Sie schon Kanada und Japan noch erwähnt. Da wäre ich beim Thema Photovoltaik nicht als erstes darauf gekommen. Scheint da überhaupt die Sonne?

Hamann: Tatsächlich sogar mehr als in Deutschland. Kanada beispielsweise kommt im Schnitt auf 1.300 Sonnenstunden pro Jahr, Deutschland auf knapp 1.000. Die japanische Regulatorik indes hat sich stark am deutschen EEG orientiert, wenn nicht gar kopiert. Wir haben uns also relativ leicht getan beim Aufbau von Strukturen in Japan, da die Bedingungen so vergleichbar mit Deutschland sind.

Tschirf: Generell prüfen wir sorgfältig ein Land auf seine politische Stabilität, aber natürlich auch auf die langjährige Nachfrage. So ergab sich beispielsweise, dass Australien nicht in Frage kommt. Das Land, ein Kontinent, ist zwar riesig, aber der Energiekonsum unglaublich niedrig. Innerhalb von drei Jahren war der gesamte adressierbare Markt verteilt.

BondGuide: Dann frage ich anders herum: Welches Land würden Sie sich denn aktuell wünschen, wenn man Ihre Faktoren Sonnenstunden, Stabilität und prognostizierbare Nachfrage zugrunde legt?

Hamann: Keines ganz explizit, das sich aufdrängen würde – sonst wären wir wohl schon dort. Innerhalb Europas schauen wir mal hier oder dort genauer hin, aber außerhalb Europas wird es Stand jetzt keine weiteren Länderaktivitäten als die genannten geben.

Tschirf: Der größte Solarmarkt wäre wohl China. Aber dazu sind wir nicht verwegen genug zu sagen, wir wollen jetzt neu in den chinesischen PV-Markt drängen und ihn von Deutschland aus aufrollen.

BondGuide: In einem anderen Gespräch neulich habe ich mit meinem Interviewpartner über Mexiko gesprochen: viel Sonne und Nachbarland der USA.

Hamann: Empfinden wir nicht als politisch stabil genug. Wenn man dann noch mit zuständigen Gemeinden verhandeln müsste: Das kann ich aktuell ausschließen. Brauchen wir ja auch nicht, da wir mit den Märkten, die wir gerade besprochen haben, überaus gut aufgestellt sind und nicht erst eine Tür aufstemmen müssen.

BondGuide: Wie steht denn dann Deutschland da in Ihrem Kompass aus politischer Stabilität und Nachfragemarkt?

Hamann: Die Akzeptanz der Photovoltaik in der breiten Bevölkerung ist mittlerweile extrem hoch. Wesentliche Widerstände gibt es nicht. Wenn Sie sich dann aber auf Ebene der Gemeinderäte begeben, wo Projekte abgesegnet werden müssen, dann befinden Sie sich zwischen den politischen Fronten: Die eine Seite stimmt grundsätzlich gegen alles, was die andere auf den Weg zu bringen gedenkt. Es ist zwar besser geworden in den vergangenen Jahren, aber wir sprechen weiterhin von einer Gesamtentwicklungsdauer bis zur Baureife von zwei bis fünf Jahren. Die deutschen Verfahren sind einfach extrem aufwendig und zeitraubend. In den USA dauern diese Wege nur ca. sechs Monate bis 1,5 Jahre.

BondGuide: Da Sie die USA so loben: Da läuft aber auch nicht alles glatt, wenn ich an den neuerlichen Zollstreit denke.

Tschirf: Das ist richtig. Es ging dabei um Zölle auf so ziemlich alle wichtigen PV-Komponenten, allen voran Solarmodule. Das hat zwar zu keinen Projektabbrüchen geführt, aber viele Sachen verlangsamt. Unsere Folgerung ist, dass wir daher umso mehr auf verschiedene Märkte setzen, statt nur auf einen Markt, in dem die aktuellen Rahmenbedingungen gerade am attraktivsten erscheinen – und genau das haben wir ja bereits umgesetzt.

BondGuide: Und wie steht es mit der ‚temporären Inflation‘, die seit einiger Zeit alles teurer macht?

Tschirf: Mittlerweile hat sich der Trend umgekehrt: Komponenten werden wieder deutlich günstiger und zugleich immer leistungsfähiger. Demgegenüber bleibt aber das höhere Zinsumfeld und damit höhere Finanzierungskosten. Höhere Kosten allein sind aber ohnehin nicht das Problem, sondern die fehlende Planbarkeit, wenn sich Umstände rasch verändern. Es bedarf dann einer extrem hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, die wir auch schon unter Beweis gestellt haben.

BondGuide: Und in dieser Hinsicht kann der CFO mit dem hohen Kupon auch noch leben?

Tschirf: Waren wir vor zwei Jahren bei 6,5%, sind wir jetzt bei 8%. Das ist mehr, allerdings nicht so viel mehr, als der Basiszins in der Zwischenzeit zugelegt hat, nämlich von Null auf über 4%. Insofern hat sich unsere positive Unternehmensentwicklung in dem weniger hohen Anstieg bereits niedergeschlagen.

 

BondGuide: Meine Herren, besten Dank an Sie beide!

Quelle: bondguide-25-2023.pdf